3.Oktober 2022, 17:00 Uhr - 17:45 Uhr

cuteness won’t save you

Performance

Ein Tanzsolo von Carina Premer in Zusammenarbeit mit Darío Bardam, Katja Cheraneva, Ida Daniel, René Alejandro Huari Mateus, Jason Jacobs, Rahel Kesselring, Anneliese Ostertag, Laura Stellacci und Zrinka Užbinec.

cuteness won’t save you ist eine Reflexion über das Kopieren, über Freund:innenschaft und das Erlernen von Tanz. Das Solo stellt den Versuch dar, sich tänzerische Ausdrücke, Choreographien und Bewegungspraktiken von anderen Künstler:innen anzueignen, zu zitieren und zu re-inszenieren. Das gesamte Stück ist eine Abfolge von Tänzen, welche die Performerin von Freund:innen erlernte, die ihrerseits die Bewegungen von Kolleg:innen und Choreograph:innen übernahmen. Das auf diese Weise entstehende Archiv ist nur teilweise autorisiert: In fast allen choreographischen Fragmenten liegt die Urheber:innenschaft bei anderen Choreograph:innen oder Kompanien.

Für die Inszenierung der unterschiedlichen Bewegungsabläufe bedient sich das Stück zweier künstlerischer Operationen: Dem Replikat und der Wiederbelebung. Die Herstellung eines Replikats zielt auf eine exakte Kopie ab, wohingegen die Wiederbelebung – das Reenactment – ein kollektives Erinnern ermöglicht, das unweigerlich zu einem anderen Ergebnis als dem Original führt.

Das Stück bewegt sich entlang dieser Achsen und stellt dabei die Frage nach Autor:innenschaft, Originalität und Tradition im Tanz. Es stellt ikonische Tanzstile, wie die von Pina Bausch oder William Forsythe, einander gegenüber und befragt ihre jeweils spezifischen Produktionsbedingungen und Rezeptionsweisen. In dieser Gegenüberstellung, verkörpert von einer einzigen Performerin auf der Bühne, wird das Verhältnis von Tanz und Choreographie, von Körper und Tradition verhandelt.

Carina Premer arbeitet als Lichtdesignerin, Dozentin und Choreografin im Bereich zeitgenössischer Tanz und Darstellende Kunst. Nach ihrer Ausbildung als Lichttechnikerin an den Münchner Kammerspielen studierte sie Angewandte Theaterwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität in Gießen, wo sie verschiedene diskursive Formate initiierte und transdisziplinäre Performances und Ausstellungen kreierte. Carina entwickelt vorwiegend komplexe Lichtkompositionen und nicht-lineare Dramaturgien. Ihre Herangehensweise an Performance und Tanz ist stark von der Frage nach konkreten Produktionsbedingungen sowie der Verflechtung von Bühnen- und Seherfahrung geprägt. Im Rahmen ihres MA-Studiums der Choreographie und Performance in Gießen forschte sie an Strategien für ökologisch nachhaltiges Arbeiten im Kunstbetrieb und der Umwandlung von ästhetischen Erfahrungen in kollektive Handlungspotenziale.

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Foto: Rahel Kesselring

Diese Veranstaltung wurde vorbereitet in Kooperation mit Dr. Martina Ruhsam, wissenschaftliche Mitarbeiterin MA Choreographie und Performance CUP am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen.